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"Zuhause" – Rede zum ersten Todestag von George Floyd

Autor*in: Redaktion solital.de
~1 Minute
"Zuhause" – Rede zum ersten Todestag von George Floyd

Zuhause.

Sie sagen, das sei ein Ort, an dem ich mich wohl und sicher fühlen kann.

Die Wände, die mich schützen, das Fundament, was mich auf den Beinen hält, ein Gefühl, was mich von innen stärkt.

Bald ausgebrannt.

Durch starre Strukturen, die andere Strukturen strukturell zerstören.

Entfacht: der Kreislauf, der sich immer wieder selbstbedingt.

Der Verlust von Vertrauen, der Verlust von Respekt.

Verallgemeinerung erwächst aus Verallgemeinerungen.

Mein Bruder, meine Schwester, mein Ally.

Bauen mein Haus wieder auf.

Die, die es beschützen sollten, helfen nicht mit, denn Freunde und Helfer habe ich nicht.

Stumme Beobachter, die keine Emotionen zeigen.

Manche Genugtuung, mancher Genuss,

auch Reue, auch Frust?

Es ist ein System, in dem diejenigen die Ordnung hüten, sich vor Verantwortung hüten.

In diesem Spiel sind die Unparteiischen parteiisch und die Spieler nur Marionetten.

Uniformierte Unmenschen, die Menschen das Menschsein absprechen wollen.

Und es wird toleriert in dem Netzwerk, in dem sich Sicherheitsbeauftragte mit bedingungsloser Loyalität beauftragen.

Und die Sicherheit ihrer Mitmenschen, Mitarbeiter, Mitstreiter verloren geht.

Alles Selbstschutz?

In diesem Egoismus stellt sich die Frage: Schützt die Uniform auch vor Menschlichkeit?

Und am Ende bleibt die Angst.

Vielleicht entstehen aus Trümmern neue Schutzwände.

Doch sie sehen anders aus, sie fühlen sich anders an.

Da wo Angst ist, da wächst das Misstrauen.

Falsche Bilder.

Stereotype schüren Angst, sie schüren Hass.

Das sind die Wände, die brennen sollten.

Konstruierte Konstruktionen, die uns das Leben schwer machen.

Schwarze Schafe

in der weißen Masse

gibt es überall?

Doch eher Menschen, keine Schafe,

nicht Schwarze sondern weiße,

die unseren Schmerz nicht sehen, die die eigenen Rassismen nicht verstehen.

Ein Querschnitt der Gesellschaft.

Eine Gesellschaft voller weißer.

 

Schafe.

 

 

© Foto oben: Emily Winkelsträter