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Black Lives Soccer

Autor*in: Mark
2 Minuten
Black Lives Soccer

Dass Rassismus im Profifußball trotz der bisweilen erdrückenden sportlichen Dominanz und Qualität von Spieler:innen mit afrikanischen Wurzeln ein scheinbar ewiges Thema ist und weit in die Anfänge der Bundesliga zurückreicht, belegt die beeindruckende Dokumentation „Schwarze Adler“. Anhand von Archivmaterial und aktuellen Interviews skizziert der Filmemacher Torsten Körner die frühen Erfahrungen Erwin Kosteddes, er porträtiert Steffi Jones, Jimmy Hartwig, Gerald Asamoah, Cacao oder Patrick Owomoyela, lässt Zeitzeug:innen und Protagonist:innen der Szene zu Wort kommen und zeichnet so ein differenziertes Bild bundesrepublikanischer Fußballgeschichte aus der Perspektive mehrerer PoCs, die im Fußball für Furore sorgten, sich aber trotz aller Anerkennung keineswegs vollends integriert fühlen. 

Vor allem der große Erwin Kostedde - heute nahezu in Vergessenheit geraten - lässt die Zuschauer:innen in seinem Interview nachgerade körperlich erfahren, was es hieß, in den 70ern als erster schwarzer Spieler im Trikot der deutschen Nationalmannschaft auflaufen zu dürfen. Unentwegt wurde Kostedde seinerzeit vom Publikum wegen seiner Hautfarbe beleidigt, weshalb er völlig außer Form spielte und seine Karriere im Nationaltrikot nach lediglich drei Spielen beenden musste. Abenteuerlich auch die Ausschnitte aus einschlägigen Sportsendungen der 70er und 80er, die den ganz und gar routinierten Rassismus der Alltagssprache entlarven. 

Aber Körner lässt auch nicht aus, dass es positive Entwicklungen gibt - Steffi Jones und Gerald Asamoah etwa, die sich in den Nationalmannschaften schließlich durchzusetzen vermochten. Konterkariert wird dies allerdings durch hässliche Szenen aus deutschen Stadien, die nachdrücklich belegen, dass das Rassismus-Problem im Fußball hierzulande keineswegs der Vergangenheit angehört und die Hooligankultur nach wie vor auf gezielte Diskriminierung setzt. 

Jenseits einiger formaler Merkwürdigkeiten ist es den Autoren dieser Dokumentation hoch anzurechnen, dass sie das unbequeme Thema aufgreifen und den Film über eine populäre Streamingplattform breitenwirksam vermarkten, um ein Bewusstsein zu schaffen für die nach wie vor menschenverachtenden Mechanismen im Profisport.

 „Schwarze Adler“ kann bei Prime Video gestreamt werden, läuft am 18. Juni 2021 im ZDF und ist bereits ab dem 15. Juni 2021 in der ZDF-Mediathek abrufbar. Eine DVD erscheint voraussichtlich im Frühjahr 2022. 

  

 „Schwarze Adler“, D 2021, 101 Minuten, Regie: Torsten Körner, mit Erwin Kostedde, Jimmy Hartwig, Steffi Jones, Gerald Asamoah, Patrick Owomoyela, Cacau, Jean-Manuel Mbom, Anthony Baffoe, Otto Addo, Shary Reeves, Guy Acolatse, Jordan Torunarigha u.a. 

  

© Foto oben: BROADVIEW Pictures